Keine Fehlentscheidung: ESPN verliert UDRP-Verfahren um „espnshowcaseflorida.com“, „espnsportsnetwork.com“ und „espnnetworksports.com“

Auf den ersten Blick klingt diese Entscheidung mehr als fragwürdig: Ein Schiedsgericht beim National Arbitration Forum (NAF), einem der von der ICANN akkreditierten Streitbeilegungsanbieter für Verfahren nach der Uniform Domain Name Dispute Resolution Policy (UDRP), hat die Beschwerde des US-amerikanischen Fernsehsenders ESPN (Entertainment and Sports Programming Network), der bereits 1979 gegründet wurde und nach den Informationen bei Wikipedia 90 Millionen Haushalte erreicht, gegen die Registrierung der Domainnamen „espnshowcaseflorida.com“, „espnsportsnetwork.com“ und „espnnetworksports.com“ abgewiesen (ESPN, Inc. v DisplayPop / Bill Tucker, NAF Claim No. 1428080).

Das Schiedssgericht kam zunächst zu dem richtigen Ergebnis, dass die Domainnamen den ESPN-Marken im Sinne des § 4(a)(i) der UDRP verwechslungsfähig ähneln, da die Bestandteile „show case florida“, „sports network“ und „network sports“ in den beanstandeten Domainnamen rein beschreibend seien.

Mit den Ausführungen zu den Fragen der Rechte oder berechtigten Interessen auf Seiten des Domaininhabers (§§ 4(a)(ii), 4(c) der UDRP) und der bösgläubigen Registrierung und Benutzung durch den Domaininhaber (§§ 4(a)(iii), 4(b) der UDRP) stellte das Schiedsgericht klar, dass es in diesem Fall wohl nur deshalb keine Entscheidung zu Gunsten des Beschwerdeführers treffen konnte, weil dieser seiner Darlegungslast und Beweislast nicht nachgekommen ist. Die Beschwerde hinsichtlich des Domainnamens „espnshowcaseflorida.com“ scheitete nach Ansicht des Schiedsgerichts schon am fehlenden Vortrag zur Frage der Rechte oder berechtigten Interessen auf Seiten des Domaininhabers:

Having considered all that has been made available in evidence, whilst the Panel is prepared to find that the Complainant has met the minimum requirement of making out a prima facie case that the Respondent has no rights or legitimate interests in respect of the <espnshowcaseflorida.com> and <espnnetworksports.com> domain names, it is not prepared to do so in relation to the <espnsportsnetwork.com> domain name as the Complainant has not provided any evidence as to the nature of this website. In the absence of such evidence, the Panel is unable to make any determination as to whether there has been a bona fide offering of goods or services. For this reason, the Panel finds that the Complainant has not met its burden of establishing a prima facie case in relation to the <espnsportsnetwork.com> domain name.

Die Beschwerde gegen die verbleibenden Domainnamen wies das Schiedsgericht wegen des fehlenden Nachweises der bösgläubigen Registrierung und Benutzung durch den Domaininhaber zurück:

The only argument that the Complainant has put forward in relation to ¶ 4(a)(iii) of the Policy is that the Respondent had constructive knowledge of the Complainant’s ESPN trade mark prior to registering the disputed domain names, as the mark was registered with the USPTO. As a general policy, previous panels have held that “there is no place for constructive notice under the Policy.” […] The Complainant has not put forward any other basis for its allegation that the Respondent has registered and used the disputed domain names in bad faith. The Complainant has also not presented evidence in this case which demonstrates that the Respondent had registered or acquired the disputed domain names “primarily for the purpose of selling, renting, or otherwise transferring the domain name registration[s] to the Complainant who is the owner of the trademark or service mark or to a competitor of that Complainant, for valuable consideration in excess of documented out-of-pocket costs directly related to the domain name[s]”, nor which indicate any of the other circumstances set out in paragraph 4(b) of the Policy. The Panel is unable to make a finding, having regard in particular to the words which have been underscored, that the circumstances fall within paragraph 4(b)(i) of the Policy. […] In the circumstances, the Panel finds insufficient basis to conclude that there has been registration and use of the <espnshowcaseflorida.com> and <espnnetworksports.com> domain names in bad faith by the Respondent.

Die Entscheidung zeigt, dass ein Beschwerdeführer sich nicht auf der vermeintlichen Bekanntheit seiner Marke ausruhen darf. Vielmehr fordert die UDRP den Nachweis sämtlicher der in § 4(a) der UDRP genannten Tatbestandsmerkmale.

Der Beschwerdeführer im vorliegenden Verfahren hat die Chance vertan, die streitgegenständlichen Domainnamen auf einfachem Wege in einem UDRP-Verfahren übertragen zu bekommen. Eine erneute Geltendmachung seiner Rechte im UDRP-Verfahren bei gleichbleibendem Sachverhalt ist nicht zulässig, da die Schiedsgerichte sogenannte „refiled Complaints“ nur unter sehr engen Voraussetzungen zulassen.

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